Pläne für die Bäder
Gemeinderat macht Weg für Kombi-Bad frei – In Auenheim kann ab dem 4. Juni wieder gebadet werden
Das Hallenbad 2017 wegen des einsturzgefährdeten Dachs geschlossen, das Freibad Kehl noch vor Ende der Badesaison 2021 irreparabel kaputt, das Freibad Auenheim ein Sanierungsfall: Von drei auf null – 2022 ist in Kehl ein Jahr ohne Bad. Zum ersten Mal seit den 1950er-Jahren. Kurz vor Jahresende macht der Gemeinderat den Weg frei für den Bau eines Kombibads.
Rückblick
Das Ende des Kehler Freibades kommt mit Ansage: Seit Jahren wissen Stadtverwaltung und Gemeinderat um den maroden Zustand von Technik, Becken und Leitungen; die Wasserverluste betragen zum Schluss 450 000 Liter – pro Tag. Als dann die Chlorgasanlage ihren Dienst versagt, ist Schluss: Bodo Kopp, Leiter der für die Bäder zuständigen Technischen Dienste Kehl (TDK), spricht vom wirtschaftlichen Totalschaden. Noch vor Ende der Badesaison 2021 muss das Freibad Kehl schließen – für immer.
Beim Auenheimer Freibad kommen die schlechten Nachrichten überraschend: Messungen ergeben, dass auch hier bis zu 150 000 Liter gechlortes Wasser täglich ins Erdreich fließen. Die Stadt meldet diesen Missstand dem Landratsamt und im Herbst 2021 steht fest, dass die Einrichtung ohne umfangreiche Sanierungsmaßnahmen nicht weiter betrieben werden darf. Schnell wird deutlich: Die Reparatur wird teuer und kann unmöglich vor dem Beginn der Badesaison 2022 abgeschlossen werden, obwohl die Voruntersuchungen auf dem Gelände unverzüglich beginnen.
Weil die Zu- und Ausläufe teilweise sehr nah an der Beckenwand liegen, muss von Hand aufgegraben werden, um sicherzustellen, dass die Beckenhaut nicht beschädigt wird. Weitere Untersuchungen sowie Befahrungen der Leitungsrohre mit Kameras zeigen, dass die 83 Zu- und Abläufe erneuert werden müssen, aber auch dass Schieber faustgroße Rostlöcher aufweisen. Auf 1,35 Millionen Euro werden die Kosten für die Sanierung geschätzt; am 26. Januar beauftragt der Gemeinderat die TDK mit einstimmigem Beschluss, die Ausschreibungen vorzubereiten.
Von Anfang an ist klar, dass es sich um eine Sanierung des Auenheimer Bades handelt und nicht um eine Runderneuerung: Die Instandsetzung soll einen weiteren Betrieb der Freizeiteinrichtung von etwa zehn Jahren ermöglichen. Hat schon die Schließung des Hallenbades dem Schwimmverein und der DLRG ihre Trainingsmöglichkeiten im Winter genommen, die Zahl der Schwimmkurse und den Schwimmunterricht in den Kehler Schulen reduziert, fürchten die Vereine nun um ihre Existenz und die politischen Verantwortungsträger sehen sich mit dem Vorwurf aus der Bevölkerung konfrontiert, dass mindestens eine Generation von Nichtschwimmern heranwachse.
Neustart 2022
Der damalige Oberbürgermeister Toni Vetrano, der die ersten Vergaben für die Planung eines neuen Kombibades auf dem Gelände des Kehler Freibades im Mai 2020 stoppen musste, weil die Corona-Pandemie für den städtischen Haushalt unabschätzbare Risiken barg, schlägt dem Gemeinderat am 26. Januar 2022 vor, das Projekt wieder aufzunehmen und bis Ende des Jahres einen aktuellen Finanzierungsplan zu erstellen. Die Projektgruppe Neubau Kombibad, die wenige Wochen nach der Schließung des Hallenbades ins Leben gerufen wurde und ein vom Gemeinderat einstimmig beschlossenes Raumprogramm für ein neues Bad erarbeitet hat, schöpft bei ihrem Treffen vor der Sitzung neue Hoffnung. Doch diese währt nur kurz: Zwar votiert das Gremium nach ausführlicher Diskussion einstimmig für die Aktualisierung der Finanzdaten, streicht aber die Wiederaufnahme des Projekts aus dem Beschlussvorschlag.
Nach dem Amtsantritt von Oberbürgermeister Wolfram Britz am 1. Mai wendet sich das Blatt: Am 18. Mai erteilt das Gremium dem Büro Kannewischer, das die Stadt bereits im Architektenwettbewerb für das Kombibad 2019 begleitete hatte, den Auftrag, eine neue Kostenschätzung vorzunehmen und zwar auf der Basis, des von der Projektgruppe gewünschten Raumprogramms. Außerdem soll die Verwaltung nach Projektpartnern suchen und das bedeutet in erster Linie, Gespräche mit der Eurométropole de Strasbourg aufzunehmen. Einen Baubeschluss fasst das Gremium auch in dieser Sitzung nicht.
Der Weg fürs Kombibad ist frei
Dafür macht der Gemeinderat am 7. Dezember mit einem einstimmigen Votum für die Aufnahme der Mittel für die Planung in den Doppelhaushalt 2023/2024 der Stadt und den Wirtschaftsplan der TDK den Weg fürs Kombibad frei. Und so werden im Entwurf für den nächsten Doppelhaushalt für 2023 Planungsmittel in Höhe von 500 000 Euro eingestellt und weitere 1,5 Millionen Euro für 2024. In die mittelfristige Finanzplanung der Stadt werden zusätzliche 6,5 Millionen Euro für den Bau des Bades aufgenommen. Diese insgesamt 8,5 Millionen Euro sind allerdings nur der Zuschuss, den die Stadt den TDK fürs Kombibad gibt. Den Differenzbetrag zu den voraussichtlichen Baukosten von 42 bis 45 Millionen Euro müssen die TDK über Kredite finanzieren. Einer Beteiligung der Eurométropole am Kombibad hat die Straßburger Oberbürgermeisterin Jeanne Barseghian in einem Gespräch mit OB Britz eine Absage erteilt: Vor allem die durch den Krieg in der Ukraine ausgelöste Energiekrise zwingt die Gebietskörperschaft zu erheblichen Einsparungen.
Aufgrund der enormen Baukostensteigerung wird das Bad eine deutlich höhere Investition erfordern als die im Sommer 2019 geschätzten 28 bis 30 Millionen Euro. Dennoch lehnt der Gemeinderat die vom Ingenieurbüro auf Wunsch des Gremiums erarbeiteten Einsparvorschläge ab und bleibt beim von der Projektgruppe erarbeiteten Raumprogramm fürs Hallenbad mit einem Schwimmbecken mit sechs Bahnen, einem Nichtschwimmerbecken, das auch für Wassergymnastikkurse groß genug ist, einem Kleinkindbecken und einer Gastronomie. Lediglich im Bereich des angegliederten Freibades ist eine Optimierung der Wasserflächen und damit der Beckenformen vorstellbar, um Kosten zu sparen. Außerdem wird der zehn Meter hohe Sprungturm zur Disposition gestellt; bei einer Beschränkung auf ein Dreimeterbrett könnte die Wassertiefe im Becken deutlich verringert werden. Das gesamte Einsparpotential wird vom Fachbüro auf zehn Prozent geschätzt.
Darüber hinaus spricht sich das Gremium eindeutig dafür aus, das komplette Kombibad in einem Schritt umzusetzen und nicht zuerst das Hallenbad zu errichten, um später den Freibadteil hinzuzufügen. Bei einem solchen Verfahren hätte sich die gesamte Bauzeit voraussichtlich über zehn Jahre erstreckt, während das Kombibad fünf Jahre nach Planungsbeginn eingeweiht werden könnte. Und damit rechtzeitig vor dem prognostizierten Ende der Lebenszeit des Freibades Auenheim. Dieses wird nach Abschluss der Sanierungsarbeiten, macht Bodo Kopp am 7. Dezember Hoffnung, im Mai 2023 wieder in Betrieb gehen können.
Betriebskosten
Nicht nur die Baukosten für ein Kombibad werden den städtischen Haushalt belasten, sondern auch die Betriebskosten. Diese werden auf 2,5 Millionen Euro pro Jahr geschätzt. Für den Betrieb des Freibades Auenheim kommen 850 000 Euro hinzu, wenn es nach der Fertigstellung des Kombibads weiterbetrieben wird.