Klimaschutzkonzept an Schulen

Pausenhofaktion: Klimawandel und Umweltverschmutzung beschäftigt Schülerinnen und Schüler

Was wissen Kinder und Jugendliche über den Klimawandel und welche Maßnahmen schlagen sie vor, um diesen auszubremsen? Diesen Fragen gingen die beiden städtischen Klimaschutzmanagerinnen Sofia Späth und Christine Gerardin am Donnerstagvormittag (27. März) gemeinsam mit Dr. Lioba Markl-Hummel und Anastasia Sander von der Ortenauer Energieagentur an den Beruflichen Schulen Kehl sowie dem Einstein-Gymnasium und der Tulla-Realschule nach. Die Antworten sollen in das neue Klimaschutzkonzept, das die Stadt derzeit erarbeitet, einfließen.

Schülerin Cristina Lazarenco dreht an einem Rad, auf dem Fragen zum Klimawandel stehen.
Fragen rund um das Thema Klimawandel stellt sich die Wirtschaftsgymnasiastin Cristina Lazarenco (rechts) im Rahmen der Pausenhofaktionen von der städtischen Stabstelle für nachhaltige Stadtentwicklung und der Ortenauer Energieagentur.

„Das Klima verändert sich, nur leider nicht in eine gute Richtung“, befindet Cristina Lazarenco. Die 21-Jährige ist Schülerin am Wirtschaftsgymnasium. Dass die Stadt gemeinsam mit der Ortenauer Energieagentur einen Infostand rund um das Thema Klimawandel auf dem Parkplatz aufgestellt hat, findet sie „richtig gut“. „Ich hoffe, dass wir Maßnahmen finden und treffen, um den Planeten zu retten“, sagt sie. Die 21-Jährige hat dazu auch einige Vorschläge: mehr Zeit auf dem Fahrrad statt hinter dem Lenkrad und mehr Abfalleimer, beispielsweise in Waldgebieten. „Es wäre schön, wenn andere Städte dem Beispiel Kehls folgen und die Menschen ebenfalls nach ihren Meinungen fragen“, lobt sie das Beteiligungsprojekt.

Szenenwechsel in die Aula der Tulla-Realschule: Dort steht der Informationsstand nur wenige Zeit später. Der Zulauf ist groß. Interessiert scharen sich die Schülerinnen und Schüler um einen mannshohen Aufsteller, kleben Vorschläge für Maßnahmen an sowie Einschätzungen dazu, wie stark sie der Klimawandel betrifft. „Wir brauchen ein anderes Mindset; die geistige Einstellung der Menschen zum Thema muss sich ändern“, befindet die Realschülerin Victoria Katy Agwaze. Der Klimawandel äußert sich für sie insbesondere in der Umweltverschmutzung. „Viele werfen ihren Abfall einfach neben dem Mülleimer auf den Boden. Das geht gar nicht“, sagt sie und ihre Freundin Serena Alesso pflichtet ihr bei. Worauf sich die junge Realschülerin mit ihrem Verweis auf einen notwendigen Mindset-Wechsel bezieht, veranschaulicht die Skala zum Klimawandeleinfluss auf den Alltag. Die Wahrnehmungen gehen stark auseinander: Nahezu gleichmäßig verteilen sich die kleinen bunten Aufkleber zwischen „Merke ich sehr stark“ und „Merke ich gar nicht“. Und auch unter vorbeigehenden Schülerinnen und Schülern lassen sich immer wieder Kommentare aufschnappen wie „Juckt mich nicht“ oder „Ich merk gar nichts“. „Im Unterricht und in der Lernzeit sollte der Klimaschutz viel mehr thematisiert werden“, findet Victoria Katy Agwaze.

Am Einstein-Gymnasium gehen die beiden Fünftklässler Matti und Emmanuel noch einen Schritt weiter und wünschen sich ein eigenes Klimaschutz-Schulfach. Wie viele ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler auf dem Pausenhof bringen auch sie ihren Aufkleber auf der Selbsteinschätzungsskala zwischen „Merke ich sehr stark“ und „Merke ich eher mittelmäßig“ an. Die Vorschläge der Einstein-Gymnasiastinnen und -Gymnasiasten, was unternommen werden könne, um die Klimaveränderungen auszubremsen, schlagen hingegen in eine ähnliche Kerbe wie schon in der Tulla-Realschule: mehr Mülleimer, mehr Fahrradfahren, Ausbau der Elektromobilität und mehr Innenstadtbegrünung.

Größeres Bewusstsein für Klimawandel schaffen

Klimaschutzmanagerin Christine Gerardin zeigt sich mit dem Zulauf auf den drei Schulen zufrieden: „Einige Kinder und Jugendliche wissen schon erstaunlich viel über den Klimawandel und haben Ideen zum Klimaschutz“, berichtet sie. Allerdings begegneten die Klimaschutzmanagerinnen auch Schülerinnen und Schülern, die angaben, noch nichts vom Klimawandel gehört zu haben. „Es ist gut und wichtig, auch mit diesen Jugendlichen ins Gespräch zu kommen“, sagt Christine Gerardin. „Wir hoffen, mit unseren Pausenhofaktionen den Klimawandel und die Wichtigkeit des Klimaschutzes stärker ins Bewusstsein zu rücken.“

Auftakt zur Kinder- und Jugendbeteiligung in der Grundschule Auenheim

Klimaschutz betrifft uns alle – vor allem die jüngeren Generationen, die die Konsequenzen des Klimawandels und die Verantwortung für die Zukunft tragen werden. Am Mittwoch, den 19. März, wurde in Kehl im Rahmen des Klimaschutzkonzepts ein neues Projekt gestartet, das in den kommenden Wochen speziell die Mitwirkung von Kindern und Jugendlichen fördert. Den Anfang machte die Grundschule Auenheim, wo die Dritt- und Viertklässler auf kreative und spielerische Weise in die Themen Klimawandel und Klimaschutz eingeführt wurden. Einen Eindruck von der Veranstaltung gibt es im Video und Podcast.

Kinder der Grundschule Auenheim beteiligen sich mit Eifer an einem Theaterstück zum menschengemachten Klimawandel.

Die Stadt Kehl verfolgt das ambitionierte Ziel, bis 2040 klimaneutral zu werden. Seit November des vergangenen Jahres arbeitet die Stadt intensiv an einem neuen Klimaschutzkonzept, das auf die Ideen und Vorschläge der Bürgerinnen und Bürger setzt. Bis Ende Januar konnten sie in einer Online-Umfrage ihre Vorstellungen und Ideen einbringen – sie reichten von der Nutzung industrieller Abwärme über den Ausbau erneuerbarer Energien bis hin zu einem besseren öffentlichen Nahverkehr. Nun geht es einen Schritt weiter: Auch die Kinder und Jugendlichen sollen mit ihren Ideen und Vorstellungen in die Gestaltung der klimafreundlichen Zukunft eingebunden werden.

Ein lebendiger Start in der Grundschule Auenheim

Die beiden Klimaschutz- und Klimaanpassungsmanagerinnen der Stadt, Christine Gerardin und Sofia Späth, waren gemeinsam mit der Ortenauer Energieagentur zu Gast in der Grundschule Auenheim. Hier beschäftigten sie sich mit den Schülern der dritten und vierten Klasse, um sie für das Thema Klimaschutz zu sensibilisieren. „Klimaschutz geht uns alle an, auch in Kehl“, betonte Christine Gerardin. „Es ist wichtig, dass schon die Jüngsten verstehen, wie wichtig Klimaschutz für ihre Zukunft ist.“

Mit einem Theaterstück zum Thema „Menschengemachter Klimawandel“ und dem eingängigen Lied „Energiesparmeister“ lernten die Kinder, wie wichtig es ist, Energie zu sparen und Maßnahmen zum Schutz unseres Klimas zu ergreifen. In anschließenden kurzen Workshops vertieften die Schülerinnen und Schüler das Thema und entwickelten ihre eigenen Ideen für eine klimafreundliche Zukunft. Eine Schülerin sagte begeistert: „Ich werde ab jetzt immer das Licht ausmachen, wenn ich mein Zimmer verlasse!“ Ein anderer Schüler äußerte den Wunsch: „Ich will, dass Auenheim ganz viele Solaranlagen hat, damit wir keine Kohle mehr verbrennen müssen!“

Die Begeisterung der Kinder ist genau das, was das Projekt erreichen möchte: Die jungen Menschen zu motivieren und ihnen eine Stimme zu geben. „Die Kinder haben uns gezeigt, dass sie über ihre Umwelt und ihre Zukunft nachdenken und dass sie sich für den Klimaschutz einsetzen wollen“, sagte Sofia Späth.

Anastasia Sander (Ortenauer Energieagentur) und die Kehler Klimaschutzmanagerin Christine Gerardin (rechts) beim Workshop mit Kindern der Grundschule Auenheim.

Weitere Schritte auf dem Weg zur Klimaneutralität

In den kommenden Wochen werden noch zwei weitere Grundschulen und alle weiterführenden Schulen der Stadt besucht, um auch anderen jungen Menschen in Kehl die Möglichkeit zu geben, sich mit dem Thema Klimaschutz auseinanderzusetzen. Für die weiterführenden Schulen wurde ein altersgerechtes Programm entwickelt, bei dem die Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Ideen für das Klimaschutzkonzept einbringen können.

Doch nicht nur die Kinder und Jugendlichen sind gefragt: Das Klimaschutzkonzept in Kehl möchte so viele Bürgerinnen und Bürger wie möglich mit einbeziehen. Weitere Beteiligungsformate, wie eine Klimawerkstatt und Expertenworkshops, bieten allen die Möglichkeit, sich einzubringen und Ideen für die Zukunft zu entwickeln. „Wir möchten, dass Klimaschutz in Kehl selbstverständlich wird“, betonen die Klimaschutzmanagerinnen Sofia Späth und Christine Gerardin. „Nachhaltiges Handeln – sei es beim Energieverbrauch, im Verkehr oder im Konsum – sollte nicht als Verzicht, sondern als Chance für eine bessere Zukunft gesehen werden. Jeder kleine Schritt zählt.“ Die Workshops und die vielen Ideen, die in den kommenden Monaten gesammelt werden, zeigen: In Kehl soll der Klimaschutz nicht nur von oben nach unten gedacht werden, sondern von allen – für eine klimafreundliche Zukunft.

Video

Zum Nachhören im Podcast (ab Minute 02:10)