Tigermücke

Kehl ist Tigermücken-Hotspot – Gemeinderat beauftragt KABS mit Bekämpfung - Saisonkräfte gesucht

Nahaufnahme einer Asiatischen Tigermücke.
Der Gemeinderat hat die KABS beauftragt die Population der Asiatischen Tigermücke in der Rheinstadt zu bekämpfen. Bildrechte: B. Pluskota (KABS)

Kehl ist ein Tigermücken-Hotspot: In keiner der fast 100 Kommunen entlang des Oberrheins, die der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft für die Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) angehören, gibt es eine so hohe Population der aggressiven und tagaktiven Stechmücke wie in der Rheinstadt. Deshalb hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am Mittwoch (19. April) der KABS den Auftrag erteilt, die Tigermücke zu bekämpfen. Dazu benötigt die KABS jedoch noch dringend weitere Saisonkräfte. Wer sich – nach einer zweitägigen Schulung – vorstellen kann, 25 bis 70 Stunden pro Woche in Kehler Gärten Tigermückenlarven zu bekämpfen, kann sich jetzt melden.

Die ersten Gelege der asiatischen Tigermücke sind in Kehl im Oktober 2021 nachgewiesen worden. Daraufhin hat die Stadt ein Monitoring durch die KABS veranlasst. Das Ergebnis: Die Tigermücke reproduziert sich in der Rheinstadt. Über 292 Hektar Stadtgebiet hat sich das lästige Insekt bereits ausgebreitet, das – im schlimmsten und seltenen Fall – gefährliche Infektionskrankheiten – wie das Dengue-, das Zika- oder das Chikungunya-Fieber – übertragen kann. Betroffen sind neben der Kernstadt auch die Ortschaften Neumühl, Kork, Leutesheim und Marlen. Auch auf der französischen Rheinseite breitet sich das invasive Insekt rasant und massiv aus: 2014 war in Schiltigheim das erste Tigermückenvorkommen entdeckt worden, im vergangenen Sommer war die Stechmücke in 17 von 33 Mitgliedskommunen der Eurométropole de Strasbourg präsent und ist es mittlerweile in 22.

eine Falle für Tigermückenlarven
Nachdem Anwohner eine erste Tigermückenpopulation gemeldet haben, hat die Stadt die KABS mit einem Monitoring beauftragt. Dabei wurden Fallen für Tigermückenlarven ausgebracht.

Weil davon auszugehen ist, dass die Tigermücke zum einen von Straßburg nach Kehl eingetragen wird, aber beispielsweise auch durch im Hafen ankommende Lkw-Ladungen die Rheinstadt erreicht, geht Dirk Reichle, wissenschaftlicher Direktor der KABS, davon aus, dass die Bekämpfung der Stechmücke über mehrere Jahre erforderlich sein wird. Da dies mit einem hohen finanziellen Aufwand verbunden ist, hat sich Oberbürgermeister Wolfram Britz in einem Schreiben an Landesgesundheitsminister Manfred Lucha gewandt und um finanzielle Unterstützung gebeten.

Um die Einwohnerinnen und Einwohner der Rheinstadt zu schützen, aber auch um die Ausbreitung der Stechmücke über Kehl hinaus möglichst einzudämmen, hat der Gemeinderat die KABS mit der Bekämpfung beauftragt. In sieben Zyklen werden potenzielle Ablagestätten der Tigermücken mit dem gleichen Mittel (Bti) bekämpft, mit dem bereits seit Jahren gegen die Ausbreitung der Rheinschnaken vorgegangen wird. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 110 000 Euro. Eigentlich hatte die KABS für Kehl eine Bekämpfung in zwölf Begehungsrunden vorgeschlagen. Dazu ist jedoch die Zeit bereits zu weit fortgeschritten, außerdem verfügt die Organisation nicht über die nötige Anzahl von Saisonkräften. Doch werde auch die kleinere Variante die Lebensqualität in Kehl im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessern, erklärte Artur Jöst, Leiter der Task Force Tigermücke der KABS.

Wie geht es weiter?

In den Bereichen des Stadtgebiets, in denen bereits Tigermückenvorkommen nachgewiesen worden sind, werden die Anwohner per Postwurfsendung über die geplanten Bekämpfungsmaßnahmen informiert und darum gebeten, den Mitarbeitenden der KABS Zutritt zu ihren Grundstücken zu gewähren. Die KABS bemüht sich, dass möglichst immer die gleichen Mitarbeitenden das Mittel Bti in flüssiger Form in den möglichen Bereichen zur Eiablage ausbringen. So könne ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden. Die Mitarbeitenden stehen den Grundstücksbesitzern auch beratend zur Seite.

Weil die Stechmücke ihre Eier schon auf kleinsten stehenden Wasserflächen ablegt, können alle Kehlerinnen und Kehler dazu beitragen, mögliche Brutstätten für die Tigermücke zu reduzieren, indem sie:

  • Regentonnen mit dichtmaschigen Netzen abdecken;
  • Wasser aus Untersetzern von Pflanzen – auch auf Fensterbänken und dem Balkon – immer gleich ausschütten;
  • keine Ansammlungen von Wasser in Eimern oder anderen Gefäßen zulassen;
  • Wasser in Vogeltränken regelmäßig austauschen.

Darüber, wie man eine Asiatische Tigermücke erkennt, klärt die KABS in einem Flyer auf.

Bei der Tourist-Information in der Rheinstraße, den Ortsverwaltungen und an der Infothek im Kehler Rathaus können kostenlos Tabletten abgeholt werden, die in Regentonnen und Wasserfässer gegeben werden können. Die Tabletten nehmen dem Wasser die Oberflächenspannung, so dass die Tigermücke darauf keine Eier ablegen können.

Saisonkraft werden

Die KABS sucht Helferinnen und Helfer zur Bekämpfung der Tigermücke in Kehl. Aufgabe der Saisonkräfte ist es, in einem definierten Areal in einem Rhythmus von zwei bis drei Wochen alle Grundstücke zu betreten und alle potenziellen Brutstätten prophylaktisch mit Bti zu behandeln.

Gewissenhaftigkeit, eine hohe Motivation und die Fähigkeit, schnell Eigeninitiative zu ergreifen, sind wichtige Voraussetzungen für die Tätigkeit. Gearbeitet wird ausschließlich im Freien; die Mitarbeitenden haben dabei viel Kontakt mit Mitbürgerinnen und Mitbürgern. Vorkenntnisse über Stechmücken sind von Vorteil, aber keine Voraussetzung, weil dem Einsatz eine intensive Schulung vorausgeht. Die Teilnahme an der kostenlosen Schulung ist Voraussetzung für die Mitarbeit.
Die Stellen sollen ab April für voraussichtlich sieben Monate besetzt werden. Die monatliche Arbeitszeit beträgt je nach Größe des Areals zwischen 25 und 70 Stunden, bei Interesse auch mehr. Der Stundenlohn beläuft sich auf 14 Euro.

Interessentinnen und Interessenten können sich bei Artur Jöst melden, entweder per Mail unter tigermuecke@kabsev.de oder telefonisch unter 06232 990950.

Häufig gestellte Fragen

Wie gefährlich ist die Asiatische Tigermücke?

Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering, dass die Asiatische Tigermücke bei einem Stich gefährliche Viruserkrankungen wie beispielsweise das Dengue-Fieber überträgt. Voraussetzung dafür ist, dass die Stechmücke bei einem erkrankten Reiserückkehrer angesteckt hat. Grundsätzlich handelt es sich bei der Asiatischen Tigermücke um eine aggressive tagaktive Stechmücke.

Sind die Bti-Tabletten, die es bei der Tourist-Information, im Rathaus und in den Ortsverwaltungen gibt, auch gegen die Asiatische Tigermücke wirksam?

Ja, der Wirkstoff Bti kann gegen alle Steckmückenarten eingesetzt werden, sofern die Dosierungsangaben auf der Packung beachtet werden.

Mein Haustier hat aus einem Untersetzer getrunken, der mit Bti behandelt wurde. Ist das gefährlich?

Nein, Bti ist ein selektiver Wirkstoff und wird nur im Mückendarm zu einem Giftstoff umgewandelt. Für andere Insekten wie Bienen und Schmetterlinge ist er ebenso ungefährlich wie für Vögel und Säugetiere. Für Menschen ist mit Bti behandeltes Wasser ebenfalls unbedenklich. In Dengue-Risikogebieten empfiehlt die WHO sogar, Bti ins Trinkwasser zu geben, um die Stechmückenpopulation zu verringern.

Ich habe einen Teich in meinem Garten. Muss ich diesen auch mit Bti-Tabletten behandeln?

Grundsätzlich ist es so, dass an und in Gartenteichen natürliche Fressfeinde der Asiatischen Tigermücke leben und die Larvenpopulation gering halten. Frisch angelegte oder nicht naturbelassene Teiche können jedoch durchaus zu Brutstätten werden.

Muss ich meinem Swimmingpool mit Bti-Tabletten behandeln?

Gechlorte Pools müssen nicht behandelt werden. Der Geruch des Chlors wirkt bereits abstoßend auf die Asiatische Tigermücke. Voraussetzung dafür ist, dass der Pool ordentlich gewartet wird und der Chlorgehalt konstant bleibt.