Kälteschutz-Bilanz

Mehr Übernachtungen im Kälteschutz

Das Kehler Kälteschutzquartier ist bei Wohnungslosen in der Rheinstadt eine feste Größe. Die Zahl der Übernachtungen stieg im dritten Winter von zuvor 912 auf nun 1087 an. Insgesamt 29 Personen haben im vergangenen Winter in den fünf Containern, die mit jeweils drei einfachen Stahlrohrbetten ausgestattet sind, übernachtet. Im Winter 2022/23 waren es sieben Personen mehr.

Auch im dritten Winter stieg die Zahl der Übernachtungen im Kälteschutz an. Archivbild: Anlieferung der Container im Winter 2022/23.

Das alltägliche Miteinander in den Containern klappe sehr gut, berichtet Nadine Jamieson, Mitarbeiterin in der sozialen Tagesstätte Café Kanne im Gemeindehaus der Sankt-Johannes-Nepomuk-Kirche. Sie kümmert sich im Kälteschutz um den Schließdienst und pflegt engen Kontakt zu den Nutzerinnen und Nutzern. Der Großteil lege großen Wert darauf, die Container und das Umfeld sauber zu halten, berichtet sie. Viele von ihnen übernachten im Winter dauerhaft im Kälteschutz. Meist sind sie sehr dankbar dafür, im Winter einen warmen Schlafplatz zu haben. Zu ihrem Geburtstag sei sie sogar mit Blümchen beschenkt worden, sagt Nadine Jamieson lächelnd. Für einen kranken Nutzer wurde der Kälteschutz im vergangenen Winter zum temporären Zuhause. Ausgestattet mit einem ärztlichen Attest, durfte er für drei Wochen auch tagsüber in einem der Container bleiben, erzählt sie.

Nutzerzahl ist leicht zurückgegangen

Leider, so berichten Gabriele Gröger, Dienststellenleiterin Kehl/Achern des Diakonisches Werks, und Nadine Jamieson einhellig, hat es in diesem Jahr auch einige problematische Übernachtungsgäste gegeben, die andere Nutzerinnen und Nutzer in einigen Fällen belästigten. „Einer Person mussten wir sogar ein Hausverbot aussprechen“, bedauert Gabriele Gröger. Dafür, dass die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer von 36 im Winter 2022/23 auf nun 29 zurückgegangen ist, macht Gabriele Gröger neben diesen auffälligen Nutzern auch die Gruppendynamik unter den Wohnungslosen verantwortlich. „Manche der Nutzergruppen mögen sich untereinander nicht“, berichtet sie. Dass das so ist, könne täglich im Café Kanne beobachtet werden. Dadurch, dass die Container meist gut belegt sind, sei es dann schwierig, sich gegenseitig aus dem Weg zu gehen. Das könnte bei einigen Nutzerinnen und Nutzern dazu geführt haben, dass sie sich nach anderen Schlafmöglichkeiten umgeschaut haben, vermutet sie.

Hintergrund

Seit 2021 gibt es in Kehl ein Kälteschutzquartier für freiwillig obdachlose Menschen. Die fünf Mietcontainer und einige ToiToi-Toiletten werden von der Firma Algeco zur Verfügung gestellt. Die Volksbank Bühl, die Sparkasse Hanauerland sowie die Lotte-und-Dieter-Klumpp-Stiftung beteiligen sich mit jeweils 2000 Euro an den laufenden Betriebskosten. Das Landratsamt bezuschusste die beim Diakonischen Werk im Evangelischen Kirchenbezirk Ortenau angesiedelte Personalstelle für den Schließdienst. Die Leiterin des städtischen Sozialwesens, Christine Lux, ist zufrieden: „Ich bedanke mich bei allen Spenderinnen und Spendern für die Unterstützung und die vertrauensvolle Zusammenarbeit.“ Wer im Kälteschutz übernachten möchte, meldet sich zuvor im Café Kanne an. Dort kann am Morgen danach auch kostenlos gefrühstückt und bei Bedarf eine Dusche genommen oder Wäsche gewaschen werden. In regelmäßigen Abständen kommen in der sozialen Tagestätte zudem Ärztinnen und Ärzte des Fördervereins Pflasterstube Ortenau vorbei, die sich um Menschen kümmern, die ärztliche Hilfe benötigen.