Verschmorte Sojabohnen

384 Stunden im Dauereinsatz: Feuerwehr erstickt Glutnester und entleert Kraftfuttersilo

Rund 220 Tonnen verschmorter Sojabohnen haben Mitarbeitende des Raiffeisen-Kraftfutterwerks im Hafen über die Dauer eines Tages und unter Aufsicht der Feuerwehr abgelassen. Das Kraftfutter hatte sich am 15. November in einem Betonsilo übermäßig erhitzt. Bis zur Siloentleerung waren die Löschkräfte in wechselnder Besetzung 384 Stunden im Dauereinsatz.

In einem der insgesamt 13 Silotürme hatte das Lagergut gegen 12.30 Uhr begonnen zu glimmen und drohte sich zu entzünden. Um genau das zu verhindern, wählte Feuerwehrkommandant Viktor Liehr ein Vorgehen, das sich im Fachjargon Inertisierung nennt und insbesondere bei Silobränden zum Einsatz kommt. Dabei wird in der Praxis zunächst Kohlenstoffdioxid in den Silokopf geleitet. Weil das Gas schwerer ist als Luft, senkt es sich auf die Glutnester und bildet eine Art Deckel. Im nächsten Schritt wird am Silofuß Stickstoff eingeblasen. Leichter als Luft steigt er zu den Glutnestern auf. Zusammen bilden die beiden Gase eine Art Gasglocke um die Glutnester. Ziel dieses Vorgehens ist es, den Sauerstoffgehalt im Siloturm für die Dauer von zwei Tagen unter zwei Prozent zu senken. Der Sauerstoffgehalt in der Atmosphäre beträgt etwa 21 Prozent. „Sämtliche Maßnahmen rund um die Inertisierung mussten akribisch geplant, berechnet und vorbereitet werden“, berichtet Feuerwehrkommandant Viktor Liehr. „Bereits der kleinste Fehler kann zu einer Staubexplosion führen.“ Mehrere Tankzüge versorgten die Einsatzkräfte durchgehend mit flüssigem Stickstoff (mit einer Temperatur von -196 Grad) und passende Verdampfer wandelten ihn in einen gasförmigen Zustand um. Nach 16 Tagen konnte das Silo schließlich gefahrlos entleert werden und die eigentlichen Löschmaßnahmen beginnen. Zehn Einsatzkräfte, darunter auch Atemschutzgeräteträger, überwachten die Siloentleerung und standen bereit, um etwaige Glutnester abzulöschen, die sich unter das verkohlte und zum Teil verklumpte Kraftfutter gemischt hatten. Mitarbeitende des Kraftfutterproduzenten hatten eigens ein Förderband eingerichtet, das die verschmorten Sojabohnen auf direktem Weg aus dem Lagerturm bringt. Die Entsorgung übernahm eine Spezialfirma aus dem Elsass.

Ein Feuerwehrmann zeigt verklumpte und verbrannte Sojabohnen
In der linken Hand: Ein Häufchen verbrannter Sojabohnen. In der rechten Hand sind sie bereits verklumpt.
Ein Radlader kippt verschmorte Sojabohnen in einen Anhänger.
Ein Spezialunternehmen aus dem Elsass kümmert sich um die Entsorgung des verschmorten Kraftfutters.
Betonsilos der Raiffeisen-Kraftfutterwerke
Die insgesamt 13 rund 60 Meter hohen Betonsilos fassen mehr als 150 Tonnen Sojabohnen.