Fort Blumenthal
Neue Stele informiert über das Fort Blumenthal in Auenheim
Ende des 19. Jahrhunderts entstand rings um Straßburg ein Befestigungsgürtel aus insgesamt 19 Forts, darunter drei auf heutiger Kehler Gemarkung. Ein rund 85 Kilometer langer und grenzüberschreitender Radweg führt an diesen Befestigungsanlagen vorbei – und deshalb auch über die Blumenthalstraße in Auenheim. Dort stand dereinst das Fort Blumenthal. Interessierten Radfahrerinnen und Radfahrer, die dieser Route folgen, bot sich in Auenheim bislang allerdings lediglich der Blick auf eine Streuobstwiese. Nun rückt an der Blumenthalstraße zusätzlich eine Stele samt eingelassenem Informationsschild in den Blick. Darauf wird dreisprachig (auf Deutsch, Französisch und Englisch) die Geschichte der Festungsanlage skizziert.
Dass das Fort in Auenheim nicht mehr zu sehen ist, hat historische Gründe. Die Anlage wurde zwischen 1873 und 1877 gebaut und nach dem preußischen General Leonhard Graf von Blumenthal benannt, der unter anderem wenige Jahre zuvor im Deutsch-französischen Krieg gedient hatte. Das Fort Blumenthal, so beschreibt es Hobby-Historiker, Architekt und 1. Vorsitzender des Fördervereins Tarnbunker Neumühl Friedrich Wein bei der Einweihung der Infostele, war eine eingeschossige Anlage von stattlicher Erscheinung, umringt von einem sogenannten nassen Graben. Als Kehl nach dem Ersten Weltkrieg zum Brückenkopf Frankreichs wurde, diente das Fort Blumenthal zunächst, anders als im Versailler Vertrag vorgesehen, den französischen Streitkräften als Kaserne. Noch vor deren Abzug 1930 wurde das Fort allerdings gesprengt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Gelände bis 1992 von den französischen Streitkräften als Tanklager genutzt und anschließend „der Natur überlassen“, wie Friedrich Wein es beschreibt. Tatsächlich wird die Fläche von Schafen und Ziegen beweidet, die zwischen den gesprengten Resten der Fortruine die Gräser und Sträucher zurückfressen.
Die neue Infostele an der Blumenthalstraße ist bereits das zweite Hinweisschild auf das nicht einsehbare Fort. Im Jahr zuvor (also 2024) ließen die Ortsverwaltung von Auenheim, der dortige Heimatbund sowie die Dorfgemeinschaft der Ortschaft ein erstes Infoschild aufstellen. Bis dahin hatten sich Interessierte in ihrer Neugier an den Auenheimer Schützenverein gewandt, dessen Vereinsheim unmittelbar an das Fortgelände grenzt. Ab sofort gibt es historisches Hintergrundwissen zum hiesigen Fort bereits direkt am Radweg an der Blumenthalstraße. Die Stele aus Cortenstahl, in die das dreisprachige Infoschild eingefasst ist, wurde von zehn Auszubildenden der Badischen Stahlwerke nach den Vorgaben einer Agentur aus dem französischen Saint-Julien-les-Villas gefertigt. Die Form erinnert an zwei Gesichtshälften, stellvertretend für beide Rheinseiten, und fügt sich gestalterisch nahtlos in die Reihe der übrigen Infostelen auf dem „Radweg zu den Forts“ ein. Die Auszubildenden, zu gleichen Teilen angehende Industriemechaniker und Verfahrenstechniker im ersten Lehrjahr, schweißten die Stele zusammen und behandelten sie anschließend mit Ameisensäure, um das Metall vorzurosten. Dadurch erhielt die Stele ihr rostrotes Erscheinungsbild. Auenheims Ortsvorsteherin Sanja Tömmes lobte die Arbeit der Auszubildenden in ihrem Grußwort als „tolle Fleißarbeit“. Nach den Sommerferien sollen entlang des Radwegs nahe den beiden übrigen rechtsrheinischen Forts Bose (bei Neumühl) und Fort Kirchbach (in Sundheim) gleichartige Infostelen folgen. Das Projekt koordiniert die Stabstelle für Nachhaltige Stadtentwicklung.

