Tiny House für Kita

Großer Bahnhof für ein kleines Haus: Tiny House für Kita Goldscheuer offiziell eingeweiht

Unter den großen wohltuenden Schatten spendenden Bäumen im Außenbereich der Kita Goldscheuer ist am Mittwochnachmittag (2. Juli) ein kleines Häuschen zu großen Ehren gekommen: Das erste Tiny House der Stadt wurde offiziell eingeweiht. Auf rund 50 Quadratmetern bietet es Platz für einen Büroraum für die Kita-Leitung und einen Aufenthaltsbereich mit kleiner Küchenzeile für die pädagogischen Fachkräfte.

Das neue Tiny House für die Kita Goldscheuer ist eingeweiht. Leiterin Melanie Linzmaier darf sich in Zukunft gemeinsam mit ihren Mitarbeitenden über einen Büroraum und einen Aufenthaltsbereich freuen.  

„Wir weihen ein, was wir lange versprochen haben“, sagte Oberbürgermeister Wolfram Britz und dankte allen, „die zum Gelingen beigetragen haben“. Das Tiny House sei nicht die finale Lösung für den Mangel an Kita-Plätzen im Kehler Süden, aber dennoch ein Beitrag, weil es für ein bisschen Luft im Hauptgebäude sorge. „Kehl ist Boomtown“, erklärte er mit Blick auf das Bevölkerungswachstum, das deutlich stärker ausgeprägt sei als in den anderen großen Kreisstädten der Ortenau. „Wir wachsen viel schneller, als wir wollen.“ Dieses Wachstum sei deshalb eine große Herausforderung, weil die Infrastruktur permanent angepasst werden müsse. Jede Kommune entwickle sich anders: Während in Offenburg bereits Kita-Plätze leer stünden, plane man in Kehl den Bau weiterer Einrichtungen - darunter auch eine dreigruppige Kita in Kittersburg.
Ganz ähnlich sieht es der Goldscheuerer Ortsvorsteher Heinz Rith: „Kein Kehler Ortsteil ist so gewachsen wie Goldscheuer, wir haben unsere Einwohnerzahl fast verdoppelt.“ Dazu komme das Gewerbegebiet ba.sic mit seinen vielen Arbeitnehmenden; manche von ihnen fragten ebenfalls Kita-Plätze in Goldscheuer nach. Derzeit fehlten im Kehler Süden 40 Kita-Plätze.
Dass das erste Tiny House der Stadt von einem Kehler Unternehmen, noch dazu aus dem Süden, gebaut worden sei, freute den OB besonders: „Dass wir die Wertschöpfungskette hier in der Region haben, ist auch wichtig.“ Natascha Kaiser, Fachbereichsleiterin Bildung, Soziales und Kultur, dankte ebenfalls allen Beteiligten, und besonders den Kollegen vom Gebäudemanagement, „für die gute Zusammenarbeit auf Augenhöhe“.

Wenn ein Gebäude durch die Luft schwebt oder: ein Tiny House fürs Spatzennest

"Oh, das machen die Bauarbeiter aber gut“: Schwer beeindruckt zeigte sich ein Vierjähriger am Dienstagmorgen (22. April) in der Kita Spatzennest. Wie viele andere Kita-Kinder stand er staunend hinter einem Bauzaun und beobachtete gespannt, wie ein Haus aufs Kita-Gelände schwebte. Das bei der Firma Holzbau Brett in Hohnhurst quasi einzugsfertig hergestellte Tiny House dient den pädagogischen Fachkräften als Rückzugsraum und bietet Platz für die Büroarbeitsplätze für die Kita-Leitung. (Bericht mit Video)

Ein Tiny House ist heute zur Begeisterung der Kinder auf dem Geländes des Spatzennests in Goldscheuer eingeschwebt.

Eskortiert von zwei Polizeibeamten auf Motorrädern verlässt der Tieflader mit dem 50 Quadratmeter großen Tiny House am Dienstagmorgen langsam den Hof der Firma Brett und macht sich auf den Weg nach Goldscheuer. Während der Schwertransport die beiden Kreisverkehre gut meistert, wird es bei der Anfahrt zum Spatzennest eng: Die Verkehrszeichen in der Kittersburger Straße sind einbetoniert und lassen sich nicht entfernen. Mit einigem Ruckeln gelingt es den erfahrenen Begleitern des Schwertransports sie so zur Seite zu neigen, dass das Tiny House unbeschädigt passieren kann.

Direkt vor der Kita wartet bereits der Fahrer eines riesigen blauen Krans darauf, das neue in etwa vier Wochen Bauzeit in Holzständerbauweise gefertigte Gebäude an den Haken zu nehmen. „Hoch, hoch, hoch“, rufen die Kinder ungeduldig, als die Arbeiter die hellblauen Gurte an Vorrichtungen auf dem Dach des kleinen Hauses befestigen. Langsam hebt es sich vom Tieflader und schwebt hoch in der Luft. Zwei Mitarbeiter halten Leinen in der Hand, die am Tiny House befestigt sind und geben ihm damit Richtung. Das Häuschen wird so gedreht, dass der Eingang Richtung Freigelände der Kita weist und genau über dem Betonrahmen baumelt, der es aufnehmen wird.

„Runter, runter, runter“, ruft der vielstimmige Kinderchor, doch ganz so einfach ist die Sache nicht. Mitarbeiter von Holzbau Brett drehen Gewindestangen in vorbereitete Kanäle in den Gebäudewänden, die exakt in die Höhlen im Fundament auf dem Kita-Gelände passen. Diese wurden zuvor mit sogenanntem Quellmörtel gefüllt, der sich nicht zusammenzieht, sondern ausdehnt, wenn er erkaltet und fest wird. Quellmörtel ist kissenartig auch auf den Rest des Betonrahmens aufgebracht, auf den das Haus aufgesetzt wird. Der Mörtel füllt die Windungen der Stangen und die Fugen des Häuschens aus und verfestigt sich, so dass das Tiny House unverrückbar feststeht – und nicht, wie der vierjährige Beobachter mutmaßt, „dann bald wieder abgeholt“ wird.
Zwar ist das neue Gebäude bereits mit einer Einbauküche und Sanitäranlagen ausgestattet, doch müssen in den nächsten Tagen noch die Anschlüsse an Strom, Wasser und Abwasser erfolgen. Durch das Tiny House, in dem der Sozialraum für die Erzieherinnen und Erzieher ebenso eingerichtet wird, wie zwei Büroarbeitsplätze für die Kita-Leitung, werden im Hauptgebäude Flächen frei, die für den Kita-Betrieb genutzt werden können.

Technische Daten

Rund 280 000 Euro gibt die Stadt für das Tiny House aus, das annähernd Passivhausstandard entspricht. Von der Auftragsvergabe bis zur Fertigstellung bei der Firma Brett dauerte es etwa vier Wochen. Das Häuschen ist 13,57 Meter lang und 4,80 Meter breit. Beheizt und gekühlt wird es mit einer sogenannten reversiblen Klimaanlage, die beides kann.

Das Einsetzen des Tiny House im Video

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