Gemeinwesenarbeit

Austausch beim Essen: Wo sieht der Gemeinderat die Quartiersarbeit in zehn Jahren?

Hausaufgabenhilfe, Ferienprogramm, Bücherschiff, Sommer- und Suppenfest: Die Gemeinwesenarbeit (GWA) in der Kreuzmatt gibt es seit 30 Jahren. Welche Funktionen sie im Stadtteil wahrnimmt und welche Herausforderungen in der Kernstadt insgesamt vor dem kleinen Team liegen, haben Leiterin der Stadtteil- und Sozialraumentwicklung Melanie Frühe und Mitarbeiterin Stefanie Studer Vertreterinnen und Vertretern des Gemeinderats vorgestellt. Und zwar genau auf diese Weise, wie sie häufig mit Bewohnerinnen und Bewohnern der Kreuzmatt, der Schutterstraße oder der Innenstadt ins Gespräch kommen: bei einem gemeinsamen Essen.

Vertreterinnen und Vertreter des Gemeinderats machten sich ein Bild von der Gemeinwesenarbeit und ließen sich die Perspektiven erläutern.

Weil man über eine PowerPoint-Präsentation im Gemeinderat nicht miteinander in Kontakt trete und die besten Gespräche gemeinhin in der Küche stattfänden, habe man ins Begegnungscafé der Villa RiWa eingeladen, erläuterte Melanie Frühe den Stadträtinnen und -räten das besondere Format. Nicht um Zahlen sollte es an diesem Abend gehen, Melanie Frühe ließ stattdessen Bilder von zahllosen Begegnungen in den vergangenen Jahren sprechen. Auf drei Quartiere ist die Gemeinwesenarbeit inzwischen verteilt: zur Villa RiWa und dem renovierten Schutterhaus in der gleichnamigen Straße ist das Kulturhaus hinzugekommen, das gerade im Begriff ist zu einem Dritten Ort für die Einwohnerinnen und Einwohner der Innenstadt zu werden. Allen drei Bereichen ist eines gemein: „Die Aktivierung und Beteiligung von Bewohnerinnen und Bewohnern wird immer schwieriger“, während gleichzeitig die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement abnehme.

Umso wichtiger ist für Melanie Frühe das Netzwerken: In regelmäßig stattfindenden Sozialraumkonferenzen kommen alle Akteure im Quartier zusammen, um aktuelle Themen oder Vorfälle zu besprechen oder auch gemeinsame Feste zu planen. „Wir wollen die Kreuzmatt gemeinsam erleben.“ Konkret geschieht dies bei gemeinsamen Besuchen in den unterschiedlichen Einrichtungen. „So entstehen auf ganz niederschwelliger Ebene neue Kooperationen und Projekte.“ Das ist ganz im Sinne von Natascha Kaiser, Leiterin des Fachbereichs Bildung, Soziales und Kultur. Gerade in Zeiten, in denen das Geld knapp ist, gelte es, auch andere Akteure mit ins Boot zu holen. So haben – beispielsweise – auch die Caritas, das Diakonische Werk und die Kirchen Personal und Räume. „Alle haben weniger Geld, überall wird gespart. Anstatt zu jammern, müssen wir gemeinsam schauen, wie wir uns ergänzen und unsere geringen finanziellen und personellen Ressourcen bedarfsgerecht einsetzen“, machte sie deutlich.

Stefanie Studer (links) und die Leiterin der Gemeinwesenarbeit Melanie Frühe erläuterten ihre Konzepte.

Wie auch einrichtungsübergreifende Kooperationen Früchte tragen können, erläuterte Melanie Frühe am Beispiel der Pop-up-Mediathek im City Center: „Wir durften dort unser internationale Kinderbibliothek präsentieren und vorstellen. So ist es uns gelungen, zwei Ehrenamtliche zu gewinnen, die nun in der Kinderbibliothek vorlesen.“ Melanie Frühe freut sich, wenn noch weitere Ehrenamtliche gefunden werden, um die internationale Kinderbibliothek wieder regelmäßig öffnen zu können. Familien haben hier die Möglichkeit, die Bücher vor Ort gemeinsam zu lesen oder auszuleihen. Derzeit werden sie vor allem von den Kitas Kreuzmatt, Sundheim und Vogesenallee genutzt; die pädagogischen Fachkräfte richten sich Boxen zusammen und nehmen sie mit in ihre Einrichtungen.

Formate für Begegnungen zu schaffen, ist eines der Hauptziele der Gemeinwesenarbeit: Ob beim Grillen, beim Suppenfest oder beim mobilen Fahrrad-Café: Essen ist eine niederschwellige Form, um Menschen zusammenzubringen, wissen Melanie Frühe und Stefanie Studer. Erfreulich ist zudem die Entwicklung, dass junge Leute, die einst selbst von der Hausaufgabenhilfe in der Kreuzmatt oder der Schutterstraße profitiert haben, heute als Ehrenamtliche dorthin zurückkehren. Während diese Strukturen in den beiden Quartieren inzwischen über drei Jahrzehnte hinweg gewachsen sind, befindet man sich in der Innenstadt noch in der Entwicklung. Derzeit werden im Kulturhaus die Hausaufgabenhilfe und das Nachbarschafts-Café angeboten.