Ausflug mit Geflüchteten in den Lahrer Stadtpark

Ein Tag im Lahrer Stadtpark – Ausflug mit alleinerziehenden geflüchteten Frauen und ihren Kindern

Im Lahrer Stadtpark wurde gelacht, gespielt und der Moment genossen.

Mit Lust auf neue Begegnungen und der Vorfreude auf Austausch und eine kleine Auszeit machen sich dreizehn Frauen und 16 Kinder vom Kehler Bahnhof auf den Weg. Gemeinsam fahren sie mit dem Zug nach Lahr, wo sie im Stadtpark einen Tag zwischen Spielplatz, Streichelzoo und Rosengarten miteinander verbringen. Eingeladen hatte das städtische Integrationsmanagement, unterstützt von der Kehler Flüchtlingshilfe. Für die größtenteils alleinerziehenden Mütter aus Algerien, Afghanistan, Syrien und der Ukraine war es eine Gelegenheit, den Alltag für ein paar Stunden hinter sich zu lassen.

Hinter jeder Teilnehmerin steckt eine eigene Geschichte von Flucht und Neubeginn: Yasmine aus Algerien ist Mutter von zwei Kindern. Ihr 17-jähriger Sohn macht eine Ausbildung, ihr kleiner Sohn besucht die Kita. Sie selbst möchte Altenpflegerin werden. Doch die Vereinbarkeit mit den Kita-Zeiten ist eine Hürde: „Als Alleinerziehende ist es sehr schwierig, einen Ausbildungsplatz zu finden. Ohne Familie kann ich die Arbeitszeiten nicht abdecken“, erzählt sie. Hinzu kommt: „Es ist schwer, Anschluss zu finden, vor allem, weil es in meiner Kultur nicht üblich ist, als Frau ohne Mann aufzutreten.“ Aziza aus Afghanistan ist mit ihrer neunjährigen Tochter beim Ausflug dabei. Aziza träumt davon, Busfahrerin oder Arzthelferin zu werden. Ihre Worte verdeutlichen, warum die Freiheit in Deutschland für sie so wertvoll ist: „In Afghanistan ist der Mann der Pascha, die Frau die Ameise. Er kann tun, was er will.“ In Deutschland könne sie selbstbestimmt leben, Auto oder Fahrrad fahren, wenn sie möchte, und sich ohne Kopftuch bewegen. Die beiden Frauen kennen sich seit zwei Jahren und unterstützen sich gegenseitig.

Auch die vier Ukrainerinnen aus Charkiw, die gemeinsam am Ausflug teilnehmen, bringen eindrückliche Erfahrungen mit. Irina etwa, die erst seit zwei Monaten mit ihren Teenager-Zwillingen in Deutschland ist. Ihren ältesten Sohn musste sie in der Ukraine zurücklassen. „Er darf das Land derzeit nicht verlassen“, erzählt sie auf Englisch, während die Angst um ihren Sohn greifbar ist. Tatiana, ebenfalls aus Charkiw, hat in der Ukraine ein wirtschaftswissenschaftliches Studium abgeschlossen, findet hier mit ihrer Ausbildung aber keine Anstellung. Mit ihrem zwölfjährigen Sohn lebt sie in Kehl, während ihr Ehemann, ein Universitätsprofessor, wegen einer schweren Erkrankung seit Monaten in einer Klinik in Italien behandelt wird. Auch ihr ist die Belastung anzusehen. Und dann ist da noch Mena, 17 Jahre alt, aus Afghanistan. Sie nimmt mit einem Bruder und einer Schwester am Ausflug teil und lebt mit ihrer Familie seit zwei Jahren in Kehl. „Deutschland ist toll, ich bin so dankbar hier sein zu dürfen. Hier muss ich keine Angst um mich und meine Schwestern haben. Für junge Frauen ist es so gefährlich in Afghanistan“, sagt sie.

Zwischen Spielplatz, Rosengarten und Streichelzoo des Lahrer Stadtparks erleben die Frauen mit ihren Kindern an diesem Tag einige unbeschwerte Augenblicke. Während die Kinder auf Gerüste klettern und gemeinsam schaukeln, erzählen die Mütter von ihrem Alltag in Kehl, von Sprachkursen, Behördengängen und Zukunftsplänen. „Wir sehen, wie schwer es gerade alleinerziehende geflüchtete Frauen haben“, erklärt Johanna Bung des städtischen Integrationsmanagements. „Gerade deshalb sind Angebote wie dieser Ausflug so wichtig.“ Wie sehr die Arbeit des Integrationsmanagements von den Teilnehmerinnen wertgeschätzt wird, kommt immer wieder zum Ausdruck: „Wenn wir Unterstützung brauchen, können wir uns jederzeit an das Team wenden. Wir sind einfach nur dankbar dafür.“

Das Integrationsmanagement der Stadt Kehl unterstützt Migrantinnen und Migranten mit Fluchterfahrung. Ziel ist es, Menschen nach dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe in die Lage zu versetzen, Angebote zur Integration und Teilhabe selbstständig zu nutzen. Der Ausflug in den Lahrer Stadtpark ist Teil dieser Arbeit: niedrigschwellige Begegnungsräume schaffen, wo Menschen Vertrauen aufbauen und Teilhabe erleben können. Der Transport wurde selbst organisiert und von den Teilnehmerinnen finanziert. Ein besonderer Dank gilt auch dem Lahrer Stadtpark für die Unterstützung.