Gegen Gewalt an Frauen

Gegen Gewalt an Frauen: Aktion auf dem Marktplatz und Flaggen vor der Stadthalle

70 getötete Frauen – allein bis Ende September. Juliane Peter (links), Leiterin des Frauen- und Familienzentrums, eröffnete die Lesung.

Ergreifende Minuten prägten den Höhepunkt des Kehler Aktionsmonats "Gegen Gewalt an Frauen und Mädchen": Mit dem Verlesen der Details der Femizide erinnerten Vereine und Organisationen aus Kehl und der Ortenau, die am Freitag (21. November) auf dem Marktplatz ihre Beratungs- und Hilfsangebote vorstellten, an die in diesem Jahr bereits getöteten Frauen. Gemeinsam mit Natascha Kaiser, Fachbereichsleiterin für Bildung, Soziales und Kultur, und Mitarbeiterinnen des Fachbereichs präsentierte auch Juliane Peter, Leiterin des Frauen- und Familienzentrums, die Angebote der städtischen Beratungsstelle. Im Anschluss versammelten sich die Teilnehmerinnen vor der Stadthalle, wo bereits Fahnen der Menschenrechtsorganisation Terre des Femmes mit der Aufschrift „Frei leben ohne Gewalt“ wehten.

Bis Ende September wurden in diesem Jahr allein in Deutschland 70 Frauen Opfer von Femiziden – gezielten Tötungen von Frauen aufgrund ihres Geschlechts. In ihrer Ansprache betonte Natascha Kaiser, Fachbereichsleiterin für Bildung, Soziales und Kultur, dass Femizide keine gesellschaftliche Randerscheinung seien und „kein Problem irgendwo da draußen“, sondern ein flächendeckendes Problem, das alle sozialen Milieus betreffe. Hinter jedem einzelnen Fall stehe nicht nur ein ausgelöschtes Leben, sondern auch eine Familie, die mit unermesslichem Schmerz zurückbleibe.
Natascha Kaiser machte auch deutlich, dass jeder Femizid eine Mahnung an die Gesellschaft sei, nicht wegzusehen, sondern zu handeln. Sie dankte allen Beratungsstellen, Initiativen, Vereinen, der Polizei sowie den engagierten Bürgerinnen und Bürgern für ihren unermüdlichen Einsatz: „Ihre Arbeit, Ihre Beharrlichkeit und Ihr Mut sind unverzichtbar“, sagte sie. Sie appellierte an die Bürgerinnen und Bürger von Kehl, einer „weltoffenen, bunten, toleranten und solidarischen Stadt“, sich gegen Gewalt an Frauen und Mädchen zu positionieren. Anstatt Femizide als Familientragödien zu verharmlosen, müssten sie als solche benannt werden: „Wegschauen ist keine Option. Deshalb sind wir heute hier auf dem Marktplatz, um der Frauen zu gedenken, die Opfer patriarchaler Gewalt geworden sind.“ In bewegenden Minuten verlasen zahlreiche Teilnehmerinnen des Aktionstages die Todesumstände der 70 Frauen, die bis Ende September dieses Jahres allein in Deutschland einem Femizid zum Opfer gefallen sind. 70 Tötungen, 70 Schicksale.

Neben dem städtischen Frauen- und Familienzentrum waren unter anderem das Diakonische Werk, „Frauen helfen Frauen“, die Kehler Frauen AG, das Netzwerk Häusliche Gewalt und Zwangsheirat sowie der Soroptimistinnen-Club Offenburg-Ortenau vertreten, um ihre Hilfs- und Beratungsangebote vorzustellen. Im Anschluss an die Aktion auf dem Marktplatz versammelten sich die Aktivistinnen vor der Stadthalle und machten unter den gehissten blauen Fahnen der Menschenrechtsorganisation Terre des Femmes auf die Bedeutung dieses Tages aufmerksam. Die Fahnen mit der Aufschrift „Frei leben ohne Gewalt“ werden drei Wochen lang vor der Stadthalle wehen und auf das Ausmaß von Gewalt gegen Frauen und Mädchen erinnern.